Manual:BIM modeling/de

Bauwerksdatenmodellierung oder engl. Building Information Modeling, kurz BIM, ist ein Prozess, der im Bauwesen verwendet wird, um Digitale Darstellungen von realen Strukturen zu erstellen und zu verwalten. Er integriert nicht nur 3D-Geometrie, sonder auch wichtige Daten, wie Werkstoffe, Kosten und Zeitpläne und ermöglicht so umfangreiche Analysen und Zusammenarbeit während des gesamten Produktlebenszyklus eines Projekts.

In FreeCAD hat sich die Funktionalität von BIM erheblich weiterentwickelt, besonders mit der Veröffentlichung der Version 1.0, in der die vorher getrennten Arbeitsbereiche Arch und BIM in einen integrierten Arbeitsbereich BIM zusammengeführt wurden. Diese Zusammenlegung rationalisiert Arbeitsabläufe, die dem Anwender ermöglichen Gebäudeprojekte in einer einzigen Umgebung zu erstellen, zu dokumentieren und zu verwalten.

Ein wesentlicher Fortschritt, der in der FreeCAD-Versio 1.0 vorgestellt wurde, ist die Aufnahme des Native-IFC-Konzepts. Vorher hat FreeCAD Daten, wie die meisten BIM-Anwendungen, hin und her übersetzt zwischen seinen internen Datenmodell und dem IFC- (Industry Foundation Classes) Dateiformat, was während der Lade- und Speicherabläufe zu Datenverlust führen kann. Mit Native-IFC können FreeCAD-Anwender jetzt IFC-Dateien direkt öffnen, bearbeiten und speichern, wobei die IFC-Datei selbst als Datenstruktur dient. Diese Herangehensweise beseitigt unnötige Datenübersetzung und stellt sicher, dass Änderungen gespeichert werden, ohne die gesamte Datei umzuschreiben, macht es kompatibel zu Systemen zur Versionssteuerung wie Git und stellt transparentere, präzise Arbeitsabläufe zum Umgang mit IFC-Dateien bereit.

In diesem Kapitel werden wir sehen, wie dieses kleine Gebäude modelliert wird:

Man beachte, dass wir die Linien einheitlich in derselben Richtung gezeichnet haben (im Uhrzeigersinn). Obwohl dies ist nicht erforderlich ist, hilft es sicherzustellen, dass die Wände, die wir als nächstes erstellen, alle dieselbe Ausrichtung bezüglich links und rechts besitzen. Man könnte sich fragen, ob wir nicht einfach ein Rechteck hätten zeichnen können, was einfacher gewesen wäre. Vier einzelne Linien geben uns aber die Möglichkeit, zusätzliche BIM-Funktionalität vorzustellen, wie das Kombinieren mehrerer Objekte zu einem, was einen entscheidenden Anteil am Arbeitsablauf darstellt.

Wurde die Wand nicht in derselben Reihenfolge wie beschrieben (im Uhrzeigersinn) gezeichnet, kann sich die Ausrichtung einiger Wände umkehren, das heißt, dass sie auf der gegenüberliegenden Seite der Linie positioniert sein können (auf der rechten, anstatt auf der linken). In so einem Falle muss die Ausrichtung nach rechts für diese Wände angepasst werden, um sicherzustellen, das alle einheitlich ausgerichtet sind. Einmal richtig ausgerichtet, befinden sich alle Wände innerhalb des Grundrisses und ergeben die gewünschte Form.

Nach dem Erstellen der Wände, müssen sie im nächsten Schritt so miteinander verbunden werden, dass sie sich sauber (über-) schneiden. Das ist nötig, wenn die Wände an ihren Schnittkanten nicht sauber verbunden sind. Um dies durchzuführen, zuerst eine Wand als "Basiskomponente" auswählen und die anderen Wände als "Ergänzungen", die ihre Geometrie mit der Basiskomponente zusammenfügen. Alle Objekte im Arbeitsbereich BIM können mehrere Ergänzungen (die Geometrie hinzufügen) und auch "Subtraktionen" (die Geometrie entfernen) enthalten. Diese Zusammenhänge können jederzeit verwaltet werden, indem das Objekt in der Baumansicht doppelt angeklickt wird; dies ermöglicht flexible Anpassungen, die sicherstellen, dass Wände und andere Strukturelemente sauber eingebunden werden.

Die einzelnen Wände sind nach wie vor zugänglich, wenn die Wand in der Baumansicht expandiert wird.

Fenster basieren immer auf Skizzen. Es ist einfach, maßgeschneiderte Fenster zu erstellen, indem zuerst eine Skizze auf einer Fläche erzeugt wird, die dann zu einem Fenster wird, wenn man die Wand auswählt und die Schaltfläche Fenster drückt. Danach können die Fenster-Parameter festgelegt werden (welcher Teil der Skizze extrudiert werden soll und wie weit); dafür in der Baumansicht doppelt auf das Fenster klicken. Lasst uns jetzt mit dem Erstellen einer Platte fortfahren:

Damit ist unser Model jetzt komplett. Der nächste Schritt ist, das Modell so ordentlich aufzuräumen, dass sichergestellt ist, dass es sich korrekt in das IFC-Format exportieren lässt. IFC-Dateien erfordern, dass alle Gebäudeelemente in einem Gebäude-Objekt (building object) gruppiert sind und wahlweise innerhalb einer bestimmten Geschichte (story). Zusätzlich müssen sich alle Gebäude auf einem Grundstück (site) befinden. FreeCADs IFC-Exportfunktion erstellt automatisch ein Standard-Grundstück, wenn noch keins vorhanden ist, sodass wir es nicht von Hand einfügen müssen. E ist wichtig, dass Modell richtig zu strukturieren, damit es den IFC-Norme entspricht, und so eine reibungslose Zusammenarbeit mit anderen BIM-Programmen gewährleistet. Eine vernünftige Organisation hilft auch dabei, Datenverlust während des Exportprozesses zu vermeiden.

Unser Modell ist nun bereit für den Export:

Das IFC-Format ist einer der wertvollsten Vorzüge in einer freien BIM-Welt, denn es erlaubt den Datenaustausch zwischen jeder Anwendung und jedem Akteur in der Welt des Baugewerbes in einer offenen Weise (das Format ist offen, frei und wird von einem unabhängigen Konsortium gepflegt). Der Export Deines Modells im IFC-Format gewährleistet, dass jeder es ansehen und untersuchen kann, unabhängig von der verwendeten Anwendung.

Wir können den Arbeitsbereich TechDraw zum Erstellen einer Zeichnung unseres Gebäudes verwenden. Der Prozess ist ähnlich dem, was im vorherigen Abschnitt dargestellt wurde, daher gehen wir hier nicht zu sehr ins Detail. Wir erstellen einfach eine neue Ansicht, indem wir zuerst die Schaltfläche Neues Zeichnungsblatt aus der Standardvorlage erstellen anklicken, dann die Ansicht auswählen, die wir auf der Zeichnung darstellen wollen und schließlich Maße hinzufügen, wo erforderlich. Dies ermöglicht, eine professionelle 2D-Darstellung des 3D-Modells für Dokumentation und Präsentation zu erstellen.

Unsere Seite ist nun fertig und wir können sie im SVG- oder DXF-Format ausgeben oder sie drucken. Das SVG-Format erlaubt Dir, die Datei in Illustrationsanwendungen wie Inkscape zu öffnen, mit denen Du technische Zeichnungen schnell aufwerten und sie in schönere Präsentationszeichnungen verwandeln kannst. Es bietet viel mehr Möglichkeiten als das DXF-Format.

Herunterladen

Verwandtes